Ich möchte zum Vor-Beitrag noch Zusatz-Gedanken hinzu-fügen bzgl. zweier dabei angeklungener Frage-Stellungen (die gemäß FrAK-Anspruch natürlich bzgl. argumentativer Qualität strengst-möglich zu überprüfen sein sollen, wie alle anderen Stand-Punkte auch):
I.) Warum soll denn (wissenschaftliche) Vernunft unsere höchste Orientierungs-Fähigkeit sein (und nicht 1.) Emotionen, Intuitionen..., oder 2.) Offenbarungen, Autoritäts-Anweisungen usw.)?
II.) Warum soll durch die Erkenntnis der Vernunft als höchster Orientierungs-Fähigkeit eine Weiter-Entwicklung von Demokratie gebraucht werden bzw. warum reicht das derzeitige Mehrheits-Demokratie-System nicht?
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I.) Warum soll denn (wissenschaftliche) Vernunft unsere höchste Orientierungs-Fähigkeit sein (und nicht 1.) Emotionen, Intuitionen..., oder 2.) Offenbarungen, Autoritäts-Anweisungen usw.)?
1.) Warum soll Vernunft eine höhere Orientierungs-Fähigkeit sein als Emotionen, Sinnes-Wahrnehmungen, Intuitionen...?
a) Von allen Erkenntnis-Fähigkeiten des Menschen ist nur sein vernünftiges Denken in der Lage, die Folgen seines Verhaltens (mittlerweile global verstrickt...) so zu überblicken, dass Folgen-Verantwortung irgendwie verwirklichbar werden kann: die sterbenden Kinder in den armen Ländern oder die Kinder der Zukunft sind nicht mit Sinnen wahrnehmbar, man kann keinen speziellen emotionalen Draht zu ihnen aufbauen etc... —- aber durch unser abstraktes Denken können wir um alle Wesen wissen und sie berücksichtigen, über alle räumlichen und zeitlichen und zahlenmäßigen Grenzen hinweg und ohne dafür Wissen irgendwelcher persönlichen Einzel-Merkmale zu brauchen etc., rein so, dass die Wesen Gedanken von uns sind...
b) Und es ist uns auch nur durch das abstrakte Denken möglich, für diese in 1. erklärte handlungs-orientierungs-fähige Erkenntis, dass es da alle diese vielen Wesen gibt, in aller Welt und mit unseren gesamten Verhaltens-Folgen,
eine abstrakte Werte-Orientierung zu entwickeln, womit wir dann rational und ethisch korrekt mit dieser großen Menschheits-/Welt- und Folgen-Dimension umgehen können: Z.B. Artikel 1 der Menschen-Rechte ("Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollten sich im Geiste der Brüderlichkeit [besser: Geschwisterlichkeit] begegnen.") ist eine solche abstrakte Norm des Denkens... ((Ich denke, dass da als ethische Grund-Normen bzw. -Muster noch tiefere, abstraktere Gedanken eine grundlegende Rolle auch mit-spielen können: Sowieso ja die ethische Basis-Norm, dass aus allen verfügbaren Daten die vernünftigste Gesamt-Lösung erarbeitet werden sollte..., aber auch bzgl. der Frage nach der Begründung bzw. Motivation, um jedes noch so in ferner Zukunft liegende Kind als jetzt schon gleichwertig zu mir ein-zu-stufen (- es kann mich doch nicht äußerlich bestrafen oder belohnen irgendwie, so dass mich viele Menschen fragten, was sie denn dann von so einer Gleich-Behandlung haben bzw. ob sie nicht mehr davon haben, es nicht zu tun... -): Wenn ich mich mit meiner Vernunft-Seele identifiziere, dann ist mein größter Reichtum in den richtigen Gedanken zu sehen, im Erdenken von Sinn-Zusammenhängen, am besten einem Sinn im Ganzen... — und dann haben Kinder der Zukunft, indem sie, als gleichwertig gedacht, richtige Gedanken in mir sind, allein dadurch schon höchsten Wert, der durch nichts anderes überboten oder ausgehebelt werden kann...))…
c) Und ferner ist auch nur das vernünftige abstrakte Denken imstande, für die in 1. erfasste gesamte Dimension der Welt-Zusammenhänge und -Wesen und Gesamt-Folgen des Verhaltens, wenn ich die dafür mit abstraktem Denken erarbeiteten Sinn- und Wert-Normen (siehe 2.) anwenden will,
auch ein praktisches Umsetzungs-Verfahren bzw. ein Verwirklichungs-System aus-zu-denken, was dem gerecht werden kann, wofür ein sehr deutliches Beispiel die Idee der "Menschheits-(Konsens-)Demokratie" ist: Wenn wahre Demokratie die Mitbestimmungs-Fähigkeit aller von einer Entscheidung Betroffenen ist bzw. - als praktische Möglichkeit dafür gedacht - das Mit-Bedenken und Mit-Berücksichtigen aller Betroffenen – auch der Nicht-Stimmabgabe-Fähigen – als mit-entscheidungs-fähig bedeuten soll… ---- dann müsste dafür ein ‚demokratisches Entscheidungs-System‘ geschaffen werden, wo eventuell ein Wissenschaftler, der mit ausreichend gesicherten Daten nachweisen kann, dass eine gerade anstehende Entscheidung die Lebens-Grundlagen der Kinder der Zukunft massiv beschädigen würde, mit seiner ‚(Massen-)Stimme‘ dann mehr zählt als vielleicht 99 Prozent der um ihn herum abgegebenen Stimmen, die sich nach kurzsichtigen Vorteils-Interessen richten wollen… So ein demokratisches Entscheidungs-System gibt es noch nicht, aber es kann gedacht werden… -- und für echte (verantwortliche) Zukunfts-Entwicklung muss es verwirklicht werden...
((
Als Beleg für die real gegebene Problematik von 'Kurzsichtigkeits-Demokratie' und die Erforderlichkeit von Veränderung - worauf ich in II. noch weiterführend eingehe - möchte ich an dieser Stelle aus einem Interview mit Christian Drosten zitieren (den ich in grundlegenden Hinsichten als korrupten Demokratie-Feind betrachte, siehe mein Buch "Gandhi 21.0: Ganzheitlicher Friede als Rettung?" - worin ich das, was Drosten als Gefahr durch Pandemie betrachtet, als Gefahr durch 'Plandemie' bzw. 'korruptes Corona-Regime' erachte...; aber ich zitiere gern von breit gesellschaftlich anerkannten gegnerischen 'Autoritäten'...):
taz: Eine Wissenschaftlerin sagte dort, dass wir uns in einer Welt bewegen, in der niemand mehr etwas von Covid hören will.
Drosten: Das war die Epidemiologin Maria van Kerkhove von der WHO. Auf einer ihrer Vortragsfolien hatte sie die Überschrift „Erinnert ihr euch?“ durchgestrichen und drübergeschrieben „Habt ihr vergessen?“. Das hat mich sehr beeindruckt. Sie illustrierte damit, was in der öffentlichen Wahrnehmung längst passiert ist: Wir koppeln uns ab von einer realistischen Rekonstruktion der Ereignisse. Manche Wissenschaftler haben die essenziellen Kennzahlen vergessen, und die meisten Privatpersonen haben die wahrgenommene und reale Bedrohung verdrängt.
taz: Das sind wahrscheinlich natürliche Abwehrreflexe.
Drosten: Ja, das mag gesund sein.
taz: Warum sollten wir diesem „Bleib mir weg mit Corona“ trotzdem nicht nachgeben?
Drosten: Wir werden ja auch Generationen nach uns haben, die irgendwie mal in die Dokumente schauen wollen. Denken Sie mal an die Spanische Grippe, die letzte Pandemie dieses Schweregrades: Hätten wir die Aufbereitung präsent gehabt, dann hätten wir vieles schon wissen können, was passieren wird.
taz: Zukünftige Generationen … das ist doch den Leuten zu abstrakt.
Drosten: Populäre Politik kann sich kurzfristig über Tatsachen hinwegsetzen, aber langfristig wird sich das rächen. Jetzt, wo die Gefahr überwunden ist, lässt es sich wohlfeil argumentieren. Aber wissenschaftliche Tatsachen sind weder verhandelbar noch bequem oder populär. Im politischen Raum sehen wir jetzt allerhand unsaubere Argumentation, von Verwechslungen und Auslassungen bis hin zu absichtlich gestreuten Fehlinformationen. Man muss aufpassen und populistische Strategien erkennen. Wenn wir den Anspruch haben, unsere demokratischen Entscheidungen anhand von Tatsachen zu treffen, dann müssen wir uns in der Breite der Gesellschaft darum bemühen.
taz: Klingt anstrengend. Auch dieses Interview ist kein leichter Stoff.
Drosten: Mitdenken ist anstrengend. So ist das nun mal. [
https://taz.de/Christian-Drosten/!6061896/ ] ))
2.) Warum soll man nicht Gehorsam gegenüber 'Autoritäten' (einschließlich 'Offenbarungen) über die Vernunft stellen können?
Wenn es verantwortbar sein soll, Autoritäten gehorsam zu sein (wenn es nicht blind geschehen soll, bzw. willkürlich eine der vielen Autoritäten raus-pickend, und ungeachtet der imho bei allen Autoritäten zumindest erkennbaren Verbindung mit toten Menschen und Gefahr von Verbrechen...), setzt das voraus, dass die
(Verantwortungs-)Vertrauens-Würdigkeit der 'Autoritäten' ausreichend begründbar ist, was
als dafür erforderliche Grund-Kriterien elementare Sinn-und Wert-Maßstäbe des Beurteilenden in seinem Inneren erfordert, die nicht selbst von den Autoritäten stammen können... (vgl. die von SB angebotenen grundlegenden "Orientierungs- und Vertrauens-Fragen":
https://t.me/oeffoeff/1428 ; und siehe auch
https://dieschenker.wordpress.com/2018/ ... em-wandel/ mit Erklärung, wieso ein Mensch auf diese eigene kritische Bewusstseins-Bildung eh nicht verzichten bzw. sie zugunsten anderer 'Fern-Steuerungen' weg-schalten lassen wird, weil sie sein Wesen ist, "Spirit Identification Level"...)
Damit steht man unausweichlich vor der inneren (Selbst-)Erforschungs- und Erarbeitungs-Pflicht bzgl. Sinn- und Werte-Orientierungen, welche ohne Vor-Schaltbarkeit von 'Autoritäten' geleistet werden muss... -- d.h. man steht damit vor 1.) ...
II.) Warum soll durch die Erkenntnis der Vernunft als höchster Orientierungs-Fähigkeit eine Weiter-Entwicklung von Demokratie gebraucht werden bzw. warum reicht das derzeitige Mehrheits-Demokratie-System nicht?
1.) Es gibt das grundlegende 'Demokratie-Defizit' in den westlichen Staaten, dass die Bürger bzgl. des System-Rahmens gar nicht explizit gefragt werden (schon gar nicht im Sinne von "free prior and informed consent"), sondern dass ihnen eine 'Zustimmung durch konkludentes Verhalten' angedichtet wird...
((Zusätzlich zum Gefragt-Werden müssten sie, wenn Vernunft die Basis sein soll, dann ja auch noch mit globalen Verantwortungs-Gründen überzeugt werden... Na ja...))
Dies widerspricht der Grund-Bedeutung von Demokratie und dem "Diskurs-Prinzip" der Diskurs-Ethik... [Genaueres dazu im Buch meiner Frau Anke Rochelt: "Bildung für Ganzheitliche Nachhaltigkeit...", kostenlos downloadbar auf
www.lilitopia.de unter "Veröffentlichungen"...]
2.) Bzgl. den Minderheiten innerhalb der direkten Gruppe von Stimm-Fähigen wird über die fehlende Grund-Zustimmung zum System (siehe 1) hinaus
a) die Prüfungs-Reflektion bzgl. argumentativer bzw. sachlicher Richtigkeit zu sehr missachtet, wofür andere Kriterien als Stimmen-Anzahl wichtiger sind (vgl. Goethe: "Man muss die Stimmen wägen und nicht zählen...")...; und
b) die Rücksicht aufeinander missachtet im Sinne, dass Erträglichkeit einer Entscheidung für Überstimmte in höherem Maße mit-beachtet werden muss, als es nur mit solcher Stimmen-Zählerei der Fall ist (bzgl. vielleicht zu widersprüchlichen Benachteiligungen gegenüber vernünftiger Menschen-Geschwisterlichkeit und eventuell sogar für den Menschen unüberschreitbaren Gewissens-Werten..., also die Frage, inwiefern Überstimmte 'mit der Entscheidung leben können'...)... ((Veranschaulichungs-Beispiel: Wenn in einer Gruppe von 10 Freunden 6 einfach gemäß Mehrheits-Recht über die 4 anderen mit Gewalt bestimmen wollen, ohne die angesprochenen Zusatz-Rücksichtsnahmen, -- dann haben sie die 4 wohl nicht mehr als Freunde...))...
3.) Wenn die ersten beiden Punkte schon in der kleineren Dimension unter den direkt stimm-fähigen Mitgliedern einer Gruppe Miss-Stände darstellen, wird es auch auf keinen Fall korrekt funktionieren können gegenüber größeren Dimensionen wie Außenstehenden, die von den Entscheidungen mit-betroffen, aber ohne Mit-Abstimmungs-Fähigkeit sind, wie z.B. sterbende Kinder in den armen Ländern oder die 'Kinder der Zukunft', welche doch, rational wissenschaftlich betrachtet, als entscheidendste Stimmen-Gruppe betrachtet werden müssten, im Sinne von "Menschheits-(Konsens-)Demokratie"...
In einem Satz könnte man alles zu II. so zusammen-fassen:
In einer begrenzten Gruppe nach Mehrheits-Entscheid zu gehen (in den heute gegebenen 'demokratischen Formen'), berücksichtigt die Umsetzung des "Diskurs- und Universalisierungs-Prinzips" bzgl. der überstimmten Minderheiten in der Gruppe zu wenig (es fehlt insbesondere ausreichende Klärungs-Bereitschaft, wieviel Diskutierbarkeit für Bemühung um allgemeine Akzeptierbarkeit bzw. Erträglichkeit angemessen ist...), so dass Einhaltung dieser Prinzipien dann schon gar nicht ausreichend gegenüber außerhalb der Gruppe stehenden Mit-Betroffenen (insbesondere gegenüber den Kindern der Zukunft) gegeben sein kann...